Chronik: Martinsheim

Die Gemeinde Martinsheim ist die südlichste Gemeinde im Landkreis Kitzingen und befindet sich an der Grenze zu Mittelfranken im "Landkreisdreieck" von Kitzingen, Neustadt/Aisch und Würzburg.

Seit 1978 bilden die Ortsteile Martinsheim, Gnötzheim, Enheim und Unterickelsheim eine Gemeinde, in der aktuell über 1000 Einwohnerinnen und Einwohner leben.

Wappengeschichte

Im Jahr 1978 schlossen sich die ehemals selbständigen Gemeinden Martinsheim, Gnötzheim, Enheim und Unterickelsheim zur heutigen Gemeinde Martinsheim zusammen. In der Wappenvierung sind Hinweise auf diese vier Orte enthalten. Die Vierung von Silber und Schwarz im ersten Feld steht für den Ort Martinsheim. Es ist das Wappen der Markgrafen von Ansbach, die den Ort von 1440 bis 1792 besaßen. Das zweite Feld weist auf den Gemeindeteil Gnötzheim hin. Der Ort erhielt 1352 die Marktrechte durch Kaiser Karl IV. Die Herrschaft hatten damals die Herren von Seinsheim, die ihn 1632 an die Herren von Rosenberg durch Heirat weitergaben. Als diese 1632 ausstarben, übernahmen die Grafen von Schwarzenberg die Ortsherrschaft. Die mehrfachen Spaltungen von Silber und Blau stammen aus den Wappen der Herrn von Seinsheim und Schwarzenberg. Der untere Teil ist das Wappen der Herrn von Rosenberg. Unterickelsheim ist im dritten Feld durch die drei roten Kugeln, den Attributen des Heiligen Nikolaus, vertreten. Die Ortskirche ist ihm geweiht. Das vierte Feld weist auf den Ortsteil Enheim hin. Es ist das Wappen der Herren von Enheim, die Ende des 17. Jahrhunderts ausgestorben sind.
Das Wappen wurde von der Regierung von Unterfranken am 26. August 1988 verliehen.

 

Martinsheim

Das im 9ten Jahrhundert in Würzburger Quellen erstmals genannte Dorf mit dem Namen Mercenesheim ging wohl eher auf einen Ortsgründer Merceno aus der Merowingerzeit zurück, als auf eine am östlichen Ortsrand gelegene Martinskirche. Der Fund eines gut erhaltenen Steinbeiles in der Martinsheimer Flur beweist, dass zumindest in der Jungsteinzeit hier schon Menschen gesiedelt haben. Die Gründung des Dorfes geht sicher auf die fränkische Landnahme im Zuge der Völkerwanderung zurück. Gebäude als Zeugen längst vergangener Zeiten gibt es im Dorfe nicht mehr. Nur Flurnamen (am oberen Tor, am unteren Tor, am Dorf­graben, Kappeläcker) und Haus- namen (die Zöllners) geben uns Hin­weise. So war das Dorf mit Wall und Graben und durch Tore geschützt. Eine Kirchenburg mit meterdicken Bruchsteinmauern und vier Ecktürmen war im Notfall der letzte Zufluchtsort für die Dorfbewohner. Da die Mauern jedoch. überholungsbedürftig und die Ecktürme bau­fällig geworden waren, wurde sie im Jahre 1821 abgetragen.

1293 eine erstmalige Er­wähnung, als Abgaben eines Heinrich von Merzensheim an das Schottenkloster zu Würz­burg verbrieft wurden.

1300 Nach den Edelherren von Endsee (1226) fassten um 1300 die Herren von Hohenlohe-Brauneck hier Fuß und beherrschten auch die Untertanen der Würzburger Dompropstei.

1448 Bis zum Jahre 1448 gehörte Martinsheim zum Herrschaftsbereich der Linie Hohenlohe ‑ Brauneck.

1448 Als der Markgraf Albrecht von Brandenburg den Rest­besitz der Hohenlohe‑Brauneck erwarb, kamen das Amt Creglingen und die sogenannten "sechs Maindörfer" 1448 bis 1791 (Martinsheim, Gnodstadt Oberickelsheim, Marktsteft, Obernbreit und Sickershausen) in den Herrschaftsbereich der Markgrafen von Ansbach.

1730 Das Oberschultheißen­amt wurde erst nach Obernbreit dann im Jahre 1730 nach Marktsteft verlegt.

1806 fiel Martinsheim im Vertrag von Paris (Februar 1806) mit dem 1792 preußisch gewordenen Fürstentum Ansbach, das ab 1500 im Fränkischen Reichskreis lag, durch Tausch an das Königreich Bayern.

1857 wurde Martinsheim dem Landgericht Marktbreit zugeteilt.

1862 kam Martinsheim zum Bezirksamt Kitzingen. Während vorerst das Amts­gericht in Marktbreit blieb, war das Rentamt Ochsenfurt für Martinsheim zuständig.

1910 Der Friedhof einst im Schutze der Kirchenburg gelegen, wurde nach der letzten Jahrhundertwende als Waldfriedhof draußen vor dem Dorf im Flurteil "Kappeläcker" neu installiert.

1973 In den Jahren 1973 bis 1979 führten die Gemeinden Martinsheim und Enheim die Ortskanalisation durch; die notwendige Kläranlage wurde am Zusammenfluß der beiden Dorfbäche unterhalb der Martins­heimer Mühle errichtet.

1978 Durch die Gebietsreform im Jahre 1978 wurde Martinsheim eine Großgemeinde mit den Ortsteilen Martinsheim‑Gnötzheim. Martinsheim-Enheim, Martinsheim‑Unterickelsheim und wurde der Verwaltungsgemeinschaft Marktbreit angegliedert. Durch den Bau der Autobahn Biebel­ried ‑ Ulm wurde die Gemarkung der Gemeinde im nördlichen Teil an­geschnitten; im Martinsheimer Wald entstand ein großer Parkplatz. Die notwendige Felderzusammenlegung und der Ausbau der Wirt­schaftswege veränderten das Flurbild stark.

 

Kirche und Pfarrei von Martinsheim

Die Pfarrei Martinsheim war, genau wie Enheim, eine Tochter der Urpfarrei Gnodstadt.
Die Loslösung der Pfarrei Martinsheim erfolg­te wohl in der Mitte des 14ten Jahrhunderts.

1831 Die Kirchengemeinde Ober­ickelsheim  war  bis  1831  ein  Glied der Pfarrei Martinsheim.
Neben der Pfarrei in Martinsheim bestand noch eine sogenannte "Früh­messe", deren Namen im Flurnamen "Frühmesse" erhalten geblieben ist. Die Frühmesse war mit einem eigenen Priester, der "Frühmesser" besetzt. Er war zugleich auch Pfarrer von Oberickelsheim bis 1831.

1528 Die Reformation wurde 1528 unter Pfarrer Johann Lieb in Martinsheim eingeführt. Alle Pfarrer der Markgrafenschaft Ansbach wurden im glei­chen Jahr nach Ansbach bestellt um auf ihre Lehre hin überprüft zu werden. Aus den "Maindörfern" unterzog sich aber nur der Pfarrer von Marktsteft diesem Examen.
Die Martinskapelle, dem Frankenheiligen St. Martin. geweiht war das erste Gotteshaus in Martinsheim. Diese Martinskirche stand als Feldkiche außerhalb des Dorfes der Flurteil trägt den Namen "Kappeläcker". Es ist anzunehmen, daß der Namen "Martinskapelle" dem Dorf Martinsheim zu seinem Namen verholfen hat. Die spätere Dorfkirche wurde auf einem überhöhten Platz im Dorf er­baut. Ihr Schutzpatron ist St Burkhard, der der erste Bischof von Würzburg gewesen ist.

1636 Am 29. März 1636, also mitten im 30jährigen Krieg, sank die Kirche in Schutt und  Asche. Der Gemeinde Martinsheim war eine hohe Kriegskontribution (Kriegssteuer) auferlegt worden, weshalb fast alle Einwohner flohen, um sich von der Soldateska des Ortes nicht sehen zu lassen. Nur wenige Leute waren im Ort am 29. März 1636 anwesend. Es war um die Mittagszeit, als ein bettelndes Mädchen von ungefähr 12 Jahren bei der mitten im Dorfe wohnenden Hausfrau des Bauern Burkhard Streicher auf einer Stürze (Topfdeckel) Feuer holte und unvorsichtigerweise im Hofe, der voll trockenen Strohes lag, ein `Köhlchen" fallen ließ. Das Stroh fing augenblicklich Feuer, welches sich mit großer Geschwindigkeit über den Hof verbreitete. Niemand war da, der dem verheerenden Elemente Ein­halt geboten hätte, nachdem die Brunnen größtenteils unbrauchbar und weder Roß noch Wagen noch Geschirr vorhanden waren, um von weiter her Wasser herbeizuschaffen. Von Hof zu Hof raste das Feuer, so daß in nicht ganz einer Stunde 40 Gebäude, darunter die Kirche, das Rat‑ und  Schul­haus, der Pfarrhof, überhaupt die ganze Kirchgasse, in der sich die besten Häuser befanden, rettungslos in Flammen standen. Kirchenbücher und Akten wurden ebenfalls zu Rauch und Asche. Pfarrer Pistorius verlor alle seine Habe, soweit `sie nicht auf dem Rücken fortzubringen ge­wesen war." Da `männiglich (jedermann) fast totaliter ruiniert (gänzlich zer­stört) und des Unwesens noch kein Ende", so konnte an einen Wiederauf­bau nicht gedacht werden. Der Pfarrer nahm seine Wohnung in Markt­breit, die Martinsheimer wohnten in den befestigten Orten (Segnitz, Uf­fenheim, Marktbreit, Obernbreit u. a.) der Nachbarschaft. Sie verlangten von ihrem Pfarrer, er möge den Gottesdienst für die Zurückgebliebenen auf offener Straße halten. Er lehnte ab und verwies sie auf seine Filialkirche in Oberickeisheim. Auch das Dekanat Uffenheim pflichtete ihm bei. Die Martinsheimer Pfarrkinder gingen aber lediglich zum Tisch des Herrn dorthin, sonst nahmen sie am Gottesdienst in Enheim, Gnötz­heim oder Gnodtstadt teil. Zu den Hochzeiten und Leichenpredigten kam Pfarrer Pistorius nach Martinsheim, wo er diese Amtshandlungen in der verbrannten Kirche unter dem wüsten und gefährlichen Turmgewölbe hielt.

1667 im Frühjahr konnte für den Neubau des Gotteshauses der Grundstein gelegt werden.      Am 11. August 1667 weihte Dekan Rehm aus Uffenheim den Kirchenneubau ein. Nach und nach wurde der Innen­ausbau vollendet. Einbau einer Holzempore und einer Kanzel, Anschaf­fung einer Orgel 1716, die Weihe von zwei Glocken 1747, Sicherung des Gebäudes durch einen Blitzableiter 1796. Eine gründliche Erneue­rung erfolgte 1846.

1945 Rund hundert Jahre spater, es war der 29. März 1945 wurde das Gotteshaus erneut zerstört. Amerikanische Flugzeuge bombardierten das Oberdorf, zerstörten die Kirche, vernichteten den Hof von Georg Pfeuf­fer und beschädigten meist sehr schwer fünf weitere Gehöfte, sowie Pfarr‑ und Schulhaus. Fünf Menschen verloren ihr Leben. Pfarrer Wilhelm Beck und Architekt Luther planten und begannen ab 1946 den Neubau der Dorfkirche. Am Ostermontag 1949 erfolgte die Einweihung des neuen Gotteshauses durch Kreisdekan Koch aus Ans­bach.

1951 Ab Dez. 1950 wurde der Wiederaufbau fortgesetzt und im Herbst 1951 der noch fehlende Turm gebaut, nachdem die Kirchengemeinde sich freiwillig für zwei Jahre zur Zahlung von DM 12.‑ Umlage pro Hektar verpf1ichtet hatte. 1952 kamen 3 Bronze‑Glocken auf den Turm. Die große 440 kg schwere Glocke wurde von den Familien Gebbardt ‑ Kreuzberger gestiftet. Die mittlere, ca. 300 kg schwere, 1688 gegos­sene Leihglocke stammt von der Gemeinde Wildenow jenseits der Oder‑Neiße­grenze. Die bisherige, aus der Inflationszeit stammende, nicht besonders wert­volle Glocke wurde als `Taufglocke" umgeschmolzen; das Gewicht beträgt etwa 220 kg.

1953 wurde noch von Herrn Ludwig Markert, einem gebürtigen Martinsheimer, zur Erinnerung an seine verstorbene Mutter eine elektrische Turmuhr gestiftet, sodaß der Wiederaufbau der Kirche nun vollendet werden konnte. Der Einbau einer Orgel beendete den Wiederaufbau.
Die Schule in Martinsheim
Das Dorf Martinsheim hatte nachweisbar seit der Zeit der Reformation eine Schule.

1549 In einer Eingabe aus dem Jahre 1549 bewirbt sich die Ge­meinde um das Einkommen des erledigten Frühmeß‑Benificiums für Schulzwecke, damit sie davon "einen gelernten Gesellen halten könne, der die Kindlein lehren sollte."

1876 Das Schulhaus, alt und zu klein, wurde im Jahre 1876 abgebrochen und durch ein stattliches Gebäude ersetzt. Es diente 85 Jahre lang als Ausbildungs‑ und Erziehungsstätte für die dörfliche Jugend. Für das gute Einvernehmen zwischen Elternhaus, Ge­meinde und Schule spricht die lange Zeit des Verbleibens der Lehrkräf­te im Dorfe.

1961/62 Zur Besserung der räumlichen schulischen Verhältnisse baute die Gemeinde 1961/62 ein modernes Schulhaus mit zwei Lehrsälen im Flurteil "Holzweg‑Riemengarten".

1966 Nach dem im Zuge der Schulreform der Schulverband Martinsheim mit den Dörfern Martinsheim, Gnötzheim, Enheim und Unterickelsheirn gegründet wurde, musste das Schulhaus auf 7 Lehrsäle und die notwendigen Nebenräume erweitert werden.

1969 wurde der Schulverband um die Gemeinden Gnodstadt und Wässerndorf vergrößert.
Nun konnte die Schule siebenklassig geführt werden.

1985/86 Durch den Neubau einer großen Hauptschule in Marktbreit ver­lor der Schulverband Martinsheim mit Beginn des Schuljahres 1985/86 seine beiden letzten Hauptschulklassen. Nunmehr werden in Martinsheim nur noch die vier Grundschulklassen unterrichtet.   

1949 Der Kindergarten von Martinsheim wurde im Jahre 1949 gegründet. Mit dem Freiwerden des alten Schul­hauses konnte der Betrieb in den oberen Stock der Altschule verlegt werden. Mit einem erheblichen Kostenaufwand hat die Gemeinde die Räume und sanitären Anlagen ausgebaut. Die Kinder aus Martinsheim und den umliegenden Gemeinden fühlten sich dort in der Obhut geschulter Kindergärtnerinnen sehr wohl.

erstellt von : Rolf Mloschin und Brigitte Müller am 20.04.2017