Ernst Falk Siedlung Unterickelsheim
Die Ernst-Falk-Siedlung Unterickelsheim ist als Nebenerwerbssiedlung in den 1960er Jahren erbaut worden, um dort Heimatlose aus dem Zweiten Weltkrieg anzusiedeln.
Wer war Ernst Falk
Geboren 29. April 1914 in Unterickelsheim, Gestorben am 15. April 1994.
Leben und Beruf
Ernst Falk, der evangelischen Glaubens war, war nach dem Besuch der Volksschule und der Fortbildungsschule zunächst im elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb tätig.
Von 1939 bis 1945 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Am 4. April 1945 geriet er in Kriegsgefangenschaft, aus der er im Herbst des Jahres entlassen wurde. Nach der Rückkehr nach Unterickelsheim arbeitete er wieder im Betrieb seiner Eltern.
Politik
Ernst Falk amtierte von 1948 bis 1964 als Bürgermeister von Unterickelsheim.
Von 1950 bis 1962 und vom 14. Oktober 1965 bis 1966 gehörte er dem Bayerischen Landtag an.
Ehrungen
1980: Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
50 Jahre Ernst Falk Siedlung, mit Jubiläumsfest am 8.Sept. 2013.
Die Entstehung dieser Nebenerwerbssiedlung verdient es, zeitgeschichtlich beleuchtet zu werden.
Fällt die Gründung doch in eine Zeit, da der Altort geprägt war von mittel- und kleinbäuerlichen Unternehmungen. Alle Betriebe hatten ihre Einnahmen aus der Landwirtschaft, jeder Quadratmeter dieses fruchtbaren Gäubodens war wertvoll.
Waren nun die "Regierenden" des kleinen Ortes von Wohltätigkeit und Nächstenliebe so beseelt, dass sie bereit waren wertvolles Nutzland Menschen zur Verfügung zu stellen, die durch Kriegs- und Nachkriegseinwirkungen ihr Hab und Gut verloren hatten? Weit gefehlt. Der einzige Grund war ein eigennütziger: der Erhalt der Dorfschule. Seit Jahren kämpfte die Gemeinde um die Schule. Rückläufige Schülerzahlen durch die Abwanderung vieler Heimatvertriebener gefährdeten ihren Bestand. Und nur dem Umstand, dass der Bürgermeister gleichzeitig ein Mitglied des Landtags war, war es wohl zu verdanken, dass der Schulort noch existierte. Mit dem Versprechen auf Beseitigung der geringen Schülerzahl konnte die Schulbehörde zunächst hingehalten werden. Aber es musste etwas passieren. So beschloss der Gemeinderat 1960, auch gegen Widerstände aus den eigenen Reihen, den Bau einer Nebenerwerbssiedlung. MdL und Bürgermeister Ernst Falk wurde beauftragt, mit der Bayerischen Landessiedlung in Nürnberg Kontakt aufzunehmen. Durch das Privileg, dass ein Landtagsabgeordneter vorsprach, öffneten sich viele Türen schneller, und schon bald hatte die Gemeinde die Zusage der Landessiedlung auf dem Tisch. Diese erklärte sich bereit zur Planung und Kostenübernahme. Gerade zu diesem Zeitpunkt versuchte die Tochter der verstorbenen Frau Margarete Dotier, Hausnummer 9, Frau Juliane Pfeuffer Ackerflächen zu verkaufen. Bürgermeister Falk nahm Kontakt auf und die Landessiedlung kaufte die nötigen 3 Tagwerk. Jetzt war die Fläche vorhanden, aber dort wo sie sich befand konnte keine Siedlung errichtet werden. Der Gemeinderat favorisierte nun eine Fläche am nordöstlichen Ortsrand, am "oberen Zankler". Die Besitzer Michael Haag und Paulus Schwab waren zum Tausch bereit, um die 6 geplanten Siedlungseinheiten errichten zu können. Nun kam ein neuer Stolperstein: die Bayerische Landessiedlung regte an 10 Einheiten wären sinnvoller. Wieder musste verhandelt werden. Diesmal war es Familie Dadrich die, um die Maßnahme nicht zu gefährden, dem Tausch zustimmte. Im September 1961 kam es zum Kaufvertrag zwischen Frau Pfeuffer und der Landessiedlung, gleichzeitig wurde auch der Tauschvertrag mit den Familien Haag, Schwab und Dadrich geschlossen. Die Bayerische Landessiedlung verpflichtete sich, alle Kosten zu übernehmen. Nun mussten Interessenten gefunden werden. Eine Hürde war: von den 10 Baubewerbern durfte nur einer kein Heimatvertriebener sein. Bürgermeister Falk fuhr in die Notaufnahmelager nach Stein bei Nürnberg, nach Neuburg an der Donau und nach Friedland um Werbung für "seine Siedlung" zu machen. Erschwerend bei seiner Präsentation war, dass das Umland kaum Arbeitsplätze bot und der Ort verkehrsmäßig nicht erschlossen war. Für die Mobilität sorgten damals Bus und Bahn. Unterickelsheim konnte beides nicht vorweisen. Bushaltestellen gab es überhaupt nicht, der nächste Bahnhof Gnötzheim war erst nach 1,5km Wiesenweg zu erreichen. Nach vielen Rückschlägen, die das ganze Projekt in Frage stellten, waren 1962 die 10 Anwärter gefunden. Nun vergab die Bayerische Landessiedlung die Gewerke: sämtliche Hoch- und Tiefbaumaßnahmen übernahm die Firma Georg Nagler Martinsheim, die Zimmereiarbeiten übertrug sie der Firma Nagler Martinsheim. Als erstes mussten Strom und Wasser an das Gelände gebracht werden. Vom Altort wurde das unter schwierigsten Bedingungen realisiert. Nun konnten im Gelände die 10 Anschlüsse verlegt werden. Auch das war nicht immer leicht, da es sich ja um Ackerboden handelte und jeder Regenschauer das Gelände zu einem Morast verwandelte. Um die Anfuhr von Baumaterialien zu erleichtern, baute man einen provisorischen Schotterweg bis zum Siedlungsbeginn. Trotzdem kam es immer wieder zu unliebsamen Unterbrechungen, wenn wieder einmal ein Baufahrzeug nach längerer Regenzeit im Schlamm zu versinken drohte. Allmählich aber nahm die Siedlung Gestalt an. An Sonntagen sah man Menschen aus dem Altort, die sich vor Ort über den Fortgang des Bauens informierten. Auch einige Neubürger bekam man dabei zu Gesicht. Am 8. Oktober 1962 war es dann soweit. Das Richtfest wurde gefeiert. Neben den 10 Neusiedlern, Honorationen des Dorfes, Vertreter der Bayerischen Landessiedlung, Kreisbaumeister Wieser vom Landratsamt Uffenheim hatten sich auch viele Unterickelsheimer eingefunden. Bürgermeister Ernst Falk nahm die Gelegenheit wahr und dankte Kreisbaumeister Wiese, den Siedlern, Handwerkern, den Gemeinderäten von Unterickelsheim und der Siedlungsgesellschaft aus Nürnberg. Er schilderte im kurzen Rückblick die Entwicklung bis zum heutigen Tag. Dann erklärte er eine "Siedlungseinheit", was für die meisten Zuhörer tatsächlich Neuland war: zu einer Siedlungsstelle gehören 2 Wohnungen mit je 62 bzw. 52m2 Wohnfläche. Das ausgebaute Dachgeschoss kann entweder als Altenteil an Familienangehörige oder aber auch an fremde Wohnungssuchende vermietet werden und wird als zweite Wohnung zu leichteren Finanzierung des Hauses beitragen. Dazu gehören ferner ein landwirtschaftliches Nebengebäude zur Kleintierhaltung und rund 1100m2 Gartenland. Noch einmal sollte ein Winter vergehen. In den Häusern, jetzt von Dächern geschützt, begann der Innenausbau. Die Außenwände erstrahlten bald in unterschiedlichen Farben. Im Frühjahr 1963 war geplant, dass die Häuser bezugsfertig zur Verfugung stünden. Doch es war bereits der beginnende Frühsommer, als die ersten Siedler einzogen. Vieles lag noch im Argen. Die Anschlussstraße war ein Schotterweg und auch auf dem eigenen Gelände musste kräftig zugepackt werden. Als 1964, als letzter Abschnitt von der Gemeinde, die Straße mit einer Teerdecke überzogen wurde, trat klar zu Tage, was für eine schmucke Siedlung entstanden war. In den einzelnen Siedlungsstellen hatten die Bewohner eine heimelige, abwechslungsreiche Kulturlandschaft entstehen lassen. Was bleibt nach den vergangenen 50 Jahren resümierendes zu sagen? Der Anlass für den Siedlungsbau, der Erhalt der Schule, hat den Beginn der Siedlung nur um 3 Jahre überlebt. Im Rahmen der schulischen Neureformierung wurde die Schule geschlossen und dem Schulverband Martinsheim zugeschlagen. 3 Siedlungsstellen haben den Besitzer gewechselt. Die Nachfahren konnten sich anscheinend mit den Nachteilen, die unser Ort gegenüber größeren Kommunen nun einmal hat, nicht abfinden. Die bestehende Siedlung hat sich im Laufe der Zeit als ein Sog für weitere Bauwillige erwiesen. Wer sich heute, von welcher Seite auch immer, Unterickelsheim nähert, erkennt zunächst die Siedlung; kein "steinernes Meer", sondern ein von Grün und Blumenpracht durchbrochenes Ganzes, eine Komposition die jeden Maler begeistern kann. Die Siedlung ist heute ein wichtiger Teil von Unterickelsheim, Siedlung und Altort sind zusammengewachsen, bilden eine Einheit und präsentieren ein beschauliches, idyllisches Dörfchen in Franken.
erstellt von: Karl-Heinz Falk, Rolf Mloschin am 20.04.2017